Samstag, 7. April 2012

07.04.12: Frauenpower auf dem MS Seestern

SK / Carola Schenk wurde als erste Frau in die Bodensee Kapitänsvereinigung aufgenommen. Damit ist sie die einzige unter 108 Männern.
Carola Schenk sitzt in ihrem Steuerhaus auf dem MS Seestern. Mit der rechten Hand lenkt sie das Schiff, mit der linken gibt sie Gas - bis auf 28 Kilometer pro Stunde kann es das Schiff bringen. Bild: Klatt-D'Souza/SK
Mit einem wachen Blick schaut Carola Schenk von ihrem Steuerhaus über den Bodensee, beobachtet, ob ein anderes Schiff ihre Route kreuzt. Mit der rechten Hand bedient die Blondine den Steuerhebel, mit der linken kontrolliert sie den Hebel für die Geschwindigkeit. Im Radio läuft ein Lied von Amy Winehouse. Neugierige Passagiere schauen durch das Fenster in den kleinen Raum, in dem die Schiffsführerin sitzt. „Eine Frau Kapitänin? Das gab es bisher ja noch nie“, bekommt sie öfter zu hören. Und tatsächlich ist es nicht alltäglich, dass eine Frau Kapitän, wie sie einige Gäste nennen, das Motorschiff (MS) Seestern steuert. Und erst kürzlich wurde Schenk als erste Frau in die Internationale Vereinigung der Bodensee-Kapitäne aufgenommen - und das nach 85 Jahren.

Carola Schenk ist schon immer gern ein bisschen aus der Rolle gefallen. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin. „Auch dort gehörte ich zu den wenigen Frauen, die sich für diesen Beruf entschieden haben.“ Doch erst als Schiffsführerin hat sie ihren Traumberuf gefunden. „Es ist das erste Mal, dass ich mir vorstellen kann, in einem Beruf alt zu werden.“ Und das, obwohl Carola Schenk in der Sommersaison eine Sechs-Tage-Woche und nur mit zwei Kollegen den Schiffsbetrieb schmeißt. „Da ist jeder für alles an Bord zuständig“, sagt sie. Ob steuern, kassieren, den Gästen beim Einsteigen helfen oder ihre Fahrräder abstellen. Ein Ölwechsel oder ein neuer Anstrich sind für Schenk ebenfalls kein Problem. Auch wenn es an Bord stressig zugeht, findet sie Zeit, an Deck zu gehen und das Wetter zu genießen. Sie schwärmt von den Sonnenaufgängen morgens und den Eiszapfen am Schiff im Winter. Und seit sie bei Wind und Wetter auf dem Schiff arbeitet, ist sie auch kein einziges Mal mehr krank geworden.

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